Im Thüringer Regional Regal: Aronia Saft

Landwirt Jens Kahnis betreut seit 2013 etwa 15 Hektar Fläche auf der Aroniabeeren, Erdbeeren, Quitten, Rhabarber, Himbeeren, Brombeeren und jede Menge Streuobst wachsen.

Landwirt Jens Kahnis betreut seit 2013 etwa 15 Hektar Fläche auf der Aroniabeeren, Erdbeeren, Quitten, Rhabarber, Himbeeren, Brombeeren und jede Menge Streuobst wachsen.

Ein Idyll in der Nähe der Heidecksburg

Man betritt eine kleine Idylle. Auf einer Anhöhe, über den Dächern des thüringischen Rudolstadt, weht ein zarter Sommerwind. Tannenwipfel bis weit zum Horizont. Man hört das Summen der Bienen und das Zwitschern der Vögel. Aber auch ein fröhliches Stimmenwirrwarr. Die Zeit der Ernte der Aroniabeeren ist gekommen. In den Heidecksburg Werkstätten, im Fachbereich „Grün“ des Lebenshilfewerks Ilmenau/Rudolstadt e. V., wird die gesunde Superbeere gepflegt und auch geerntet.

Darum kümmert sich das fleißige Team um den Fachbereichsleiter und diplomierten Landwirt Jens Kahnis. Seit 2013 betreut er die etwa 15 Hektar große Fläche, auf der nicht nur die Aroniabeeren prächtig gedeihen, sondern auch Erdbeeren, Quitten, Rhabarber, Himbeeren, Brombeeren und jede Menge Streuobst. Aktuell ist sogar noch ein Bio-Bienenvolk, das Kleinstmengen an Honig produziert, mit auf die idyllische Anhöhe gezogen.

Aroniabeere oder auch Apfelbeere

Auf etwa einem Hektar wächst die Aroniabeere. Ursprünglich im östlichen Nordamerika beheimatet, ist die Aroniabeere oder auch Apfelbeere genannt, mittlerweile zu einem europäischen Gewächs geworden. Aufgrund des hohen Folsäure-, Provitamin-A-, Vitamin-B2-, Vitamin-K- und Vitamin-C-Gehalts zählt die Aroniabeere zum gesunden Superfood. In Polen gilt sie sogar als Heilpflanze. Was einst als Projekt gestartet ist, könnte bei optimaler Ernte etwa fünf bis zehn Tonnen Aroniabeeren in den Erntekorb bringen. Da jedoch jede einzelne Beere per Hand gepflückt wird, fällt der Ertrag bei Weitem geringer aus. „Unter den Voraussetzungen, wie wir jetzt ernten, ist das mit unseren etwa 200 Erntehelfern nicht zu schaffen. Da müssten wir schon im April anfangen, damit wir im August fertig sind“, scherzt Kahnis.

Kleinstmengen aber Bioqualität

Der Aroniastrauch an sich ist eine sehr genügsame Pflanze. Die ältesten Aronia-Sträucher auf der Anhöhe sind bereits 15 Jahre alt und sogar seit 2009 biozertifiziert. Mit Insekten, Ungeziefer oder Pilzen hat der Strauch nicht zu kämpfen. Nur wenn die Beeren reif sind, sollte so schnell wie möglich mit der Ernte begonnen werden, denn unter den Vögeln spricht es sich schnell herum, dass es frische Leckereien an den Sträuchern gibt.

Angebaut werden die Beeren nach den strengen Richtlinien des Bioverbands Gäa e. V.  Die Pflege und die Ernte übernehmen körperlich und auch geistig beeinträchtigte Menschen des Lebenshilfewerks Ilmenau/Rudolstadt e. V. unter der Anleitung von Jens Kahnis. Mit viel Liebe und Hingabe pflegen sie die Sträucher, entfernen Unkräuter, bewässern sie und erwarten jedes Jahr voller Spannung die ersten dunkelroten Beeren. Denn der Erntetag wird zu einem großen Hoffest. Über 200 Helfer der Lebenshilfe pflücken Beere für Beere von den Sträuchern. Etwa eine Tonne pro Jahr bringt die Ernte ein. Je nach den Voraussetzungen des Jahres für das Wachstum der Sträucher und der Geschwindigkeit der fleißigen Erntehelfer:innen.

Es sind Kleinstmengen, die wir ernten, aber der Aufwand ist für ein regionales Produkt in bester Bioqualität absolut vertretbar.

Jens Kahnis

Nachhaltig und regional

Verarbeitet werden die Beeren nicht im Lebenshilfewerk bei Rudolstadt, sondern in der Rhön bei der BioContor Elm GmbH. Dort werden die frischen Beeren gepresst. 100 Kilogramm Beeren ergeben etwa 60 Liter Aronia Direktsaft. Dieser landet aber nicht pur in der Flasche, der Geschmack wäre viel zu bitter. Gemischt mit Bioapfelsaft der BioContor Elm GmbH wird er gaumenfreundlich in Flaschen abgefüllt.

Die gehen direkt wieder zurück auf die idyllische Anhöhe bei Rudolstadt, um dort von Jens Kahnis Team liebevoll per Hand etikettiert zu werden.  „Wir versuchen so viele Arbeitsschritte wie möglich in der Region zu halten. Von der Produktion bis zur Verarbeitung. Das Design der Etiketten entstand im Rahmen eines Projektes des Vereins Thüringer Ökoherz e. V. und gedruckt werden sie in einer Weimarer Druckerei“, so Jens Kahnis stolz. Auch die Nachhaltigkeit bildet einen wichtigen Faktor. So sind alle Flaschen Mehrweg und wandern direkt wieder in den Produktionskreislauf. Auch für die nachhaltige Düngung der Pflanzen gibt es schon Pläne. So sollen bald Hühner auf das Gelände der Lebenshilfe ziehen.

Dieser Beitrag ist im Rahmen einer Kooperation mit Anja Werner, Blog anjiko entstanden und konnte im Rahmen einer Förderung des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft umgesetzt werden.