Alexander Pilling und Susanne Mohr produzieren Obstweine und Säfte jeglicher Art im Röttelmisch Hof 23
Röttelmisch im Reinstädter Grund
Das kleine Örtchen Röttelmisch im Reinstädter Grund bettet sich gemütlich ein in die weiten Felder und kleinen Streuobstwiesen und gibt umrandet von Wäldern, sogar den Blick auf die Leuchtenburg frei. Die Feldlerchen zwitschern in der Luft, ein sanfter Sommerwind bringt die Ähren zum Tanzen und eine angenehme Ruhe umgibt die Gegend. Man fühlt sich sofort entspannt und geerdet. Genau in diesem Örtchen liegt der Hof 23, mit Obstweinkellerei und Ferienwohnungen, von Alexander Pilling und Susanne Mohr.
Im Hof ihres alten denkmalgeschützten Bauernhauses spendet ein großer Baum Schatten.
Von der Oma abgeschaut
In der kleinen windgeschützen Sitzecke, stehen auf dem alten Holztisch hübsche, mit Erdbeersaft gefüllte Gläser bereit. Die perfekte Mischung an diesem heißen Sommertag. „Den Erdbeersaft haben wir ganz frisch abgefüllt“, erzählt Alexander Pilling. „In den Erntemonaten kann aber auch jeder, der eigenes Obst hat, sein Obst zu uns zum Pressen bringen und seinen eigenen Saft mit nach Hause nehmen“, so Alexander weiter.
Im September 1990 hat er als Student den Hof gekauft und in den folgenden Jahren von Grund auf denkmalgerecht saniert. Ein nicht gerade einfaches Unterfangen, denn um die Originalsubstanz zurückzubekommen, musste zunächst jede Menge zurückgebaut werden. Denn damals wurde das Wohnen nicht dem Haus angepasst, sondern das Haus dem Wohnen. Als Regionalentwickler für ihn also ein richtiges Herzensprojekt. Dass man aus Obst wunderbare leckere Sachen machen kann, das lernte Alexander bereits in seiner Jugend. Bei seiner Oma, damals Klavierlehrerin, „blubberte zu jeder Jahreszeit etwas unter ihrem Flügel“, erinnert er sich. Als er dann älter war, zeigte sie ihm, wie man Obstweine herstellt.
Inspiriert davon reiste er später in verschiedene Länder, um zu lernen, wie man richtige Qualitätsprodukte herstellen kann. Aus Österreich nahm er Ideen mit nach Thüringen und begann sich mit der Produktion von sortenreinen Apfelweinen zu beschäftigen. Es entwickelte sich eine Initiative, um dem schlechten Ruf des Getränkes entgegenzuwirken und Apfelweine wieder ins rechte Licht zu rücken. Mit diesem Wissen und ganz viel Motivation im Gepäck wurden daraufhin die ersten Pressmaschinen angeschafft und im Laufe der Jahre der Verarbeitungsprozess immer wieder modifiziert und perfektioniert. Die Verarbeitung großer Mengen guter Qualität war jedoch immer wieder ein Kraftakt. Seit drei Jahren ist Alexander nun im Besitz einer neuen Siebwandpresse, mit der nun eine Saftabfüllung mit „Bag in Box“ von 2500 Litern pro Tag und mit hohem Qualitätsstandard möglich ist.
Thüringer Obstweine und Säfte
Alexander und Susanne produzieren Obstweine und Säfte jeglicher Art. Sein Betrieb und einige seiner Flächen sind sogar biozertifiziert. Zu jedem Baum und Strauch auf ihrer idyllischen Streuobstwiese können sie eine Geschichte erzählen. Ihnen ist kein Obst zu abwegig und kein Verarbeitungsprozess zu umständlich. Sie verwenden nicht nur die Äpfel ihrer Streuobstwiesen für sortenreine Apfelweine und -säfte, sondern auch das Obst, was die Saison gerade bietet. Besonders stolz sind sie auf ihren limitierten Süßkirschenwein, den bittersüßen Ebereschenwein und den reinen Quittensaft. Aber auch als Dienstleister für Imker sind sie ein beliebter Verarbeiter, denn aus deren Honig stellen sie etwa 1500 Liter Honigwein im Jahr her.
Alexander und Susanne haben eine ganz besondere Verbindung zu Obst und blicken tiefer. Deshalb beschäftigen sie sich auch mit der Pomologie, der Lehre der Arten und Sorten von Obst.
Denn im Laufe der Jahre und in Folge des Klimawandels haben sich für bestimmte Obstsorten die Voraussetzungen geändert und teilweise verschlechtert. Sie möchten nicht nur alte Sorten erhalten, sondern auch andere und ehemals für die Gegebenheiten der Gegend untypische Sorten kultivieren. Nur so kann auf Dauer der regionale Anbau von Obst erhalten werden. Als Regionalplaner hat sich Alexander auch viel mit den Tücken, aber auch den Chancen der Regionalvermarktung beschäftigt. „Es ist wichtig und ein gemeinsames Ziel, in den nächsten Jahren eine spürbare Regionalvermarktung in Thüringen hinzubekommen. Das heißt, dass es mehr Betriebe gibt, die vermarktbare Produkte herstellen. Dazu gehört auch eine Optimierung der Logistik, um diese Produkte überall in Thüringen zu verteilen. Auch die Kundschaft, die regionale Produkte zu schätzen weiß und für die Produkte brennt, ist ein wichtiger Aspekt, der zum Erfolg beträgt“ , so Alexander Pilling.
Dieser Beitrag ist im Rahmen einer Kooperation mit Anja Werner, Blog anjiko entstanden und konnte im Rahmen einer Förderung des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft umgesetzt werden.