Alles begann 2019, als Michael Schüler die Manufaktur von Margitta Braun übernahm. In seiner Manufaktur in Grammetal produziert er seither die Produkte nach historischen Vorlagen.
Kulinarische Zeitreisen
Wenn der Lichtschein einer Leselampe ein Buch trifft und der Leser sich von nichts und niemandem ablenken lässt, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es Michael Schüler ist, der an neuen Produkten tüftelt. Das bedeutet lange Nächte der Recherche, tiefversunken in historische Bücher in der ehrwürdigen Anna Amalia Bibliothek in Weimar und fesselnde und spannende Geschichten über historische Persönlichkeiten. Und dabei immer wieder die Herausforderung, die alten Handschriften und Begriffe zu entziffern, denn Worte wie Latwerge, Galant, Zimmet, Bischofs-Essenz und Hypocras kennt heute kaum noch jemand. Doch genau das treibt Michael Schüler von den Kulinarischen Zeitreisen an, wenn er wieder auf der Suche nach historischen Rezepten ist, um seine geschichtsträchtigen Produkte zu entwickeln.
Historische Urrezepte und besondere Verarbeitungsmethoden
In seiner Manufaktur in seinem Elternhaus in Grammetal, produziert er Produkte wie Fruchtaufstriche, Salze, Elixiere und Tees aus regionalen Zutaten. Es sind keinesfalls nur einfache Fruchtaufstriche und duftende Gaumenschmeichler. Seine Produkte sind viel mehr. Denn sie alle haben eine individuelle Geschichte und sollen uns so mit unserer Vergangenheit verbinden. Bei deren Genuss sollen wir eintauchen in eine längst vergangene Zeit, in der wunderbare Urrezepte und besondere Verarbeitungsmethoden entstanden sind.
Alles begann im Jahr 2019, als Michael Schüler die Manufaktur, die Margitta Braun 2003 aus der Initiative Impulse e. V. gegründet hat, übernahm. Kennengelernt haben sich die beiden bei den Genusstagen in Holzdorf bei Weimar, bei denen Michael bereits regionale Thüringer Produkte präsentierte. Daraus entstand eine Zusammenarbeit und als es 2019 um die Übergabe der Manufaktur ging, war für Michael klar, dass er die Kulinarischen Zeitreisen übernehmen und weiterführen möchte. Und da steht er jetzt in seiner Manufaktur am großen Edelstahltopf und erzählt mit Begeisterung von alten Obstsorten, Kräutern und deren Wirkungen. Diese Begeisterung findet sich auch in seinen zahlreichen Produkten wieder. 160 sind es aktuell, 200 sind noch in der Entwicklung. Und hinter jedem einzelnen Produkt steckt eine Geschichte. Welche Kräuter hat man wie angewandt? Was waren die Lieblingsfrüchte der Dichter und Denker?
Luthers Apfel und Goethes Erdbeeren
Was hat zum Beispiel Luther geliebt? Blickt man auf Luthers Zitat, „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, scheint die Antwort ganz klar. Den Apfel. So entstand der Fruchtaufstrich „Luthers gewürzte Äpfel“ mit Zutaten wie Berberitzen, Ingwer und Muskat.
Auch zum Fruchtaufstrich „Goethe Gartenhaus Erdbeere & Lavendel“ gibt es eine Geschichte. Aus Schriften weiß man, dass Goethe seinen Gästen in seinem Gartenhaus gern frische Erdbeeren aus seinem Garten serviert und als besondere Note Lavendel darüber gestreut hat.
Aber auch zu Luthers Abend Tee gibt es eine überlieferte Geschichte. Martin Luthers Gemahlin Katharina wusste, dass er ein intensives, kraftvolles, aber auch aufreibendes Leben führte, was an seiner Gesundheit nicht spurlos vorbeiging und er häufig nachts schlaflos im Bett lag. Deshalb brühte sie ihm immer wieder kurz vor dem Schlafengehen einen beruhigenden Kräutertee auf und verhalf ihm so zu einem erholsamen Schlaf. Es sind nicht nur Geschichten wie diese, die Michaels Produkte zu etwas ganz Besonderen machen, sondern auch die Zutaten.
Aus der Region
Denn die stammen zum Großteil aus der Region. Die Beeren und Früchte sogar aus seinem eigenen Garten. Die Pflege, die Verarbeitung und der zeitliche Aufwand sind ihm nicht fremd, denn seine Großeltern arbeiteten bereits in der Landwirtschaft und er musste häufig mithelfen. So stehen er und sein Team besonders in den Sommermonaten schon mal bis weit nach Mitternacht in der Manufaktur, schnippeln, kochen ein und füllen ab, sodass man ab und zu den Duft der Fruchtaufstriche sogar bis weit ins Dorf riechen kann. Dabei werden alle Produkte von Hand verarbeitet. Auch die Etiketten klebt er mit seiner fast vierjährigen Tochter gemeinsam auf, die auch schon die ein oder andere Geschichte über die alten Dichter und Denker kennt. Und das ist genau das, was Michael möchte und was ihn antreibt. Altes Wissen erhalten und weitergeben. Alte Verarbeitungsweisen, Rezepte und Anwendungsmöglichkeiten vor der Vergessenheit retten. Und wie geht das besser, als über leckere Gaumenfreuden.
Dieser Beitrag ist im Rahmen einer Kooperation mit Anja Werner, Blog anjiko entstanden und konnte im Rahmen einer Förderung des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft umgesetzt werden.